Es gibt Momente im Leben, da hören wir uns selbst reden und können unseren Ohren kaum trauen. Für einige ist es die Erkenntnis: „Ich klinge ja genau wie meine Mutter“. Vielleicht bin ich einer dieser Menschen, vielleicht auch nicht – das nehme ich mit ins Grab. Und genau so einen Moment hatte ich gerade eben: Ich habe mich sagen hören, dass ich Migrationsstrategien spannend finde. 

Anscheinend finde ich es wirklich interessant, wie ein Unternehmen bestehende Geschäftsprozesse aus seiner Infrastruktur zur Snowflake Data Cloud migriert. Warum? Weil es eine komplexe Herausforderung ist. Snowflake muss hierfür nicht nur die alten Datenbanken und Daten-Pipelines verschieben, sondern auch die gesamte Ebene der Datennutzung mit sämtlichen Reporting- und analytischen Tools – ebenso wie die Berichte und Dashboards selbst. Und das erfordert sorgfältige Planung, nicht nur hinsichtlich der Technologie, sondern auch in Sachen Personal und Prozesse. Ein Grund für mein Interesse ist eine Geschichte, die mir einer meiner Lieblingskunden erzählt hat.

Unterschiedliche Perspektiven, unterschiedliche Wege

Jahrelang hatte ich angenommen, dass der Umstieg auf eine neue Architektur nicht mit einem „Big Bang“, also auf einen Schlag, erfolgen sollte. Vor einigen Jahren erzählte mir der Chief Data Officer eines Outdoor-Bekleidungsanbieters, dass sein Unternehmen eine neue Datenarchitektur entworfen hatte. Diese Architektur sollte jedoch erst in Betrieb gehen, wenn der Data Lake vollständig gefüllt war. Das Team wollte alles richtig machen und die Plattform erst nutzen, wenn sie auch wirklich bereit war. Und das, obwohl das Projekt schon seit einigen Jahren lief. 

Ein anderer CDO berichtete mir, dass sein Team einen schrittweisen Ansatz verfolgt hatte, der sich stärker auf die Basis konzentrierte. Anstatt dem gesamten Unternehmen mitzuteilen, dass sein Team gerade ein einheitliches Framework entwickelte, und damit alle in Wartestellung zu versetzen, arbeitete das Team jeweils eng mit den verschiedenen Geschäftsbereichen zusammen, um die nötigen Einblicke zu liefern. Und das alles auf eine Weise, die später eine gemeinsame Backend-Infrastruktur und gemeinsame Visualisierungstools unterstützen konnte. Mit der Zeit erstellte das Team einen neuen „Enterprise Information Store“ mit gemeinsamen Dashboard-Funktionen für sämtliche Marken des Unternehmens. Als es dann zur großen Enthüllung kam, war das zwar eine echte Überraschung für die Stakeholder:innen, aber kein „Big Bang“ aus Sicht der Migration. Schließlich hatte niemand jahrelang auf die Einblicke gewartet. Der Geschäftsnutzen wurde schrittweise erreicht. Ich war sofort überzeugt und wurde zur Verfechterin dieses schrittweisen Ansatzes … bis vor Kurzem.  

Ich habe an der Snowflake Data Cloud World Tour in Toronto teilgenommen. Es war ein großartiges Event mit spannenden Präsentationen und noch spannenderen Gesprächen. Während einer Pause habe ich mich mit den Datenmanager:innen eines kanadischen Händlers bzw. eines Versicherungsanbieters unterhalten … und natürlich kamen wir irgendwann auf Migrationsstrategien zu sprechen. Ich weiß, ich weiß: eine echte Überraschung. 

Ich habe den beiden von einem Gespräch mit einem meiner Kunden erzählt, der gerade vor einigen Problemen stand. Sein Unternehmen kam bei der Migration zur gewünschten Zielarchitektur nur schleppend voran, plante aber einen Big Bang. Sein Fall erinnerte mich an das Bekleidungsunternehmen von vorhin. Die beiden Datenmanager:innen nickten mitleidig. Doch als ich die Alternative erwähnte – den schrittweisen Ansatz – widersprach mir eine meiner Pausenbegegnungen. Ihrer Erfahrung nach war der Big Bang definitiv Best Practice. Die Sache einfach erledigen, am besten schnell. Ihr Unternehmen verfolgte eine „Lift and Shift“-Migrationsstrategie, also eine einfache Migration ohne Refactoring – einfach nur ein Umzug zu einer neuen Infrastruktur. Zuvor hatte ihr Unternehmen eine On-Premise-Plattform verwendet, die die aktuellen Anforderungen einfach nicht mehr erfüllen konnte und hohe Verwaltungskosten verursachte. Für sie bedeutete der Big Bang mithilfe von „Lift and Shift“, dass das Unternehmen nicht zwei Systeme gleichzeitig betreiben musste. Und dem alten System endlich Lebewohl zu sagen, hatte für sie Priorität. 

Doch ihre Geschichte ging noch weiter. Nach der Migration zur neuen Plattform, lieferten nicht alle vorhandenen Berichte und Dashboards einen Nutzen. Und hier liegt die Herausforderung von „Lift and Shift“-Migrationen: Sie nehmen zusätzlichen Ballast mit. 

Wie sah ihre Lösung aus? Einfach alles abschalten. Sie haben richtig gehört: Alle 80.000 migrierten Berichte und Dashboards wurden deaktiviert. Und ja: Natürlich gab es einen Aufschrei, aber nicht so laut, wie Sie vielleicht vermuten. Denn nicht alle Berichte hatten treue Fans. Entsprechend wurden nur ca. 3.000 Berichte wieder aktiviert. Die Geschichte nahm also ein gutes Ende. Und zum Glück hatte diese kanadische Datenmanagerin Nerven aus Stahl.

Auswahl der richtigen Cloud-Migrationsstrategie

Die Quintessenz ist, dass Migrationen eine Herausforderung darstellen. Um sie zu meistern, sollten Verantwortliche verschiedene Ansätze in Erwägung ziehen. Sie müssen zwei wichtige Entscheidungen treffen: über die eigentliche Migrationsstrategie und über die Art der Umstellung, also entweder ein Big Bang oder ein schrittweiser Ansatz:

  • Big Bang: Hierbei findet die Migration von der alten zur neuen Plattform in einem Durchgang und auf einen Schlag zum selben Zeitpunkt statt – der gesamte Nutzen wird zu diesem Zeitpunkt erschlossen.
  • Schrittweiser Ansatz: Hierbei wird die Plattform-Migration in überschaubare Schritte aufgeteilt, die über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt werden. Hier summiert sich der Nutzen mit jeder abgeschlossenen Phase.

Ihre Migrationsstrategien spiegeln wider, was Sie migrieren wollen und wohin. Wenn Sie keine sofortigen Änderungen vornehmen wollen, verschieben Sie Ihre bestehenden Daten auf die neue Plattform (Lift and Shift). Wenn Sie lieber vorab alles anpassen wollen, können Sie vor der Migration ein Redesign durchführen (Fix). Verwenden Sie hierbei den Umstellungsansatz, der für Sie am besten funktioniert. Es gibt immer Vor- und Nachteile.

Die folgende Abbildung veranschaulicht drei beliebte Migrationsstrategien: 

Leider gibt es keinen universellen Ansatz, der sich für alle Szenarien eignet. Welcher Ansatz der richtige ist, hängt nicht nur vom Unternehmen und der bisherigen Plattform ab, sondern auch davon, zu wie viel Veränderung das Unternehmen bereit ist. Der Big-Bang-Ansatz (Lift and Shift) mag nicht optimal erscheinen: Sie migrieren alles in einem Rutsch – auch den ganzen Müll. Doch mein Gespräch in Toronto hat mich gelehrt, dass dieser Weg manchmal eben doch der richtige ist. Wichtig ist einfach, dass hierbei schnellstmöglich ein Nutzen erschlossen wird – egal, ob schrittweise über die neue Plattform oder durch eine abrupte Umstellung, mit der die alte, kostspielige Plattform sofort wegfällt. 

Erste Schritte Ihrer Migration

Laut dem Professional-Services-Team von Snowflake sollten Sie unabhängig von Ihrer Migrationsstrategie die folgenden grundlegenden Schritte durchführen:

  • Testen: Ermitteln Sie einen anfänglichen Anwendungsfall für die Migration, der einen unternehmerischen Mehrwert bietet. So können Sie die Migration von Ihrer aktuellen Plattform zu Snowflake testen.
  • Umfang bestimmen: Anhand der Erkenntnisse aus Ihrem Proof of Concept oder Pilotprojekt können Sie ermitteln, was alles von Ihrer aktuellen Plattform zu Snowflake migriert werden soll.
  • Planen: Erstellen Sie einen Migrationsplan mit Kosten, Zeitplan, Aufgaben und mit den Ressourcen, die Sie für eine Migration von Ihrer aktuellen Plattform zu Snowflake benötigen.

Holen Sie sich hierbei auf jeden Fall den nötigen Input, um die richtigen Migrationsentscheidungen zu treffen. Der unten aufgeführte Fragebogen, der auch in Snowflakes Migration Readiness Assessment zum Einsatz kommt, ist ein guter Ausgangspunkt.

Fragen zur Migration
Was ist der Grund für die Migration (z. B. Kosten der alten Plattform)?
Gibt es eine bestimmte Frist, die eingehalten werden muss?
Welche Altsysteme werden zu Snowflake migriert?
Welchen Migrationsansatz bevorzugen Sie (Lift/Shift, Lift/Fix/Shift, vollständiges Redesign)?
Welche Umstellungsstrategie planen Sie (Big Bang oder schrittweise)?
Wer übernimmt die Migration (intern, Partner, Snowflake, kombinierter Ansatz)?
Gibt es einen Systemintegrator, mit dem Sie gern arbeiten?
Welche Datenquellen werden verwendet, um das Altsystem zu speisen?
Welche Tools werden derzeit für die Datenerfassung genutzt?
Welche Tools werden derzeit für Reporting und Analytics genutzt?
Wie viele Geschäftsbereiche/Nutzende greifen auf das Altsystem zu?

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Snowflake Sie bei Ihrer Migration und darüber hinaus unterstützen kann, dann sehen Sie sich unsere Snowflake Professional Services und unsere Schulungen an.